Wie man mit Gefahren aus dem Internet und Karriereträumen umgehen sollte

Der Deutsche Meister im Kickboxen Erdi Sür erklärt den Jungs der Albert-Schweitzer-Mittelschule (ASS), dass es wichtig ist einen guten Schulabschluss zu machen und eine solide Ausbildung zu haben. Die Albert-Schweitzer-Mädchen erfahren von Fachleuten welche Anlaufstellen es in Schweinfurt gibt, wenn sie Sorgen und Nöte haben. Am „Gender Day“ der ASS kommen alle auf ihre Kosten.

Die Stimmung unter den 130 Jungs der ASS ist fast bis zum Zerrreißen gespannt. Sie sitzen in der Gymnastikhalle der Schule und warten auf den Deutschen Meister im Kickboxen Erdi Sür. Der 29-jährige Türke macht sich gerade noch warm. Doch heute wird nicht geboxt, sondern es wird gesprochen. Schließlich sind wir in der Schule und nicht im Ring. Warum aber kommt der Schweinfurter Kickboxmeister an den Bergl? Ganz einfach: Viele Jungs träumen davon später einmal ihr Geld mit Sport zu verdienen. Manche von ihnen wollen später einmal Kickboxer werden, manche Fußballprofi. Dagegen ist zwar grundsätzlich nichts einzuwenden. Doch wenn es mit der großen Karriere aus irgendwelchen Gründen nichts wird, sollte man eine solide Ausbildung in der Hinterhand haben und die deutsche Sprache können. Diese Botschaft will Erdi den Jugendlichen heute rüberbringen. Dann ist es soweit: Als der Deutsche Meister im Kickboxen in die Gymnastikhalle einläuft geht ein großes Raunen durch die Reihen: Die Jungs sind beeindruckt. Als der Kickboxmeister mit seinem Vortrag anfängt und erklärt, dass es ein sehr harter und steiniger Weg ist, um an die Spitze zu kommen, werden die Jugendlichen still und hören aufmerksam zu. Der 29-jährige zeigt sehr eindrucksvoll wie er es geschafft hat Deutscher Meister zu werden. Neben dem entsprechenden Talent gehören vor allem Ausdauer, Durchhaltevermögen, Fleiß und viel Geduld mit dazu, meint der gebürtige Türke, der das Kickboxen erst mit 23 Jahren für sich entdeckt hat. Der Ausbildungsakquisiteur der Gesellschaft für Berufliche Förderung (GbF) Halil Cesur und sein Chef Michael Holzhofer, sitzen nickend im Publikum und bestätigen damit indirekt, dass gerade diese Kompetenzen von den Ausbildungsbetrieben verlangt werden. Auch Schulamtsdirektorin Veronika Klose hat heute den Weg zur Albert-Schweitzer-Mittelschule gefunden. Als Expertin für den Bereich Schule und Wirtschaft weiß auch sie wie wichtig es ist, dass die Jugendlichen zunächst ihre eigenen Stärken erkennen müssen, um sie nicht nur im Sport, sondern später vor allem bei der Berufswahl gezielt zu berücksichtigen. Obwohl an diesem Tag fast nur Männer in der Gymnastikhalle sind, hat sich unter den Zuschauern noch eine zweite Frau eingefunden: Bürgermeisterin Soraya Lippert. Sie hat die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen. Sie möchte durch ihre Präsenz deutlich machen, dass ihr die Albert-Schweitzer-Schule mit den Kindern aus vielen Nationalitäten wichtig ist. In ihrem Grußwort bedankt sie sich für diese Ehre, zumal sie anhand ihrer eigenen Vita genau weiß, was Migrationshintergrund bedeutet.

Während der gelernte Fachlagerist Erdi Sür in seinem Vortrag weiter verdeutlicht, dass er nicht alleine vom Sport leben kann, wird den meisten Schülern klar, dass man nicht ausschließlich auf sein sportliches Talent setzen sollte, sondern auch in der Schule sein Bestes geben muss. So manch ein Albert-Schweitzer-Schüler weiß jetzt, dass er – auch wenn er ein guter Fußballer ist – einen guten schulischen Abschluss anstreben sollte, um die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz zu erhöhen. Am Ende des Vortrages kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Neben einem Probetraining steht auch noch ein Showkampf von Erdi Sür auf dem Programm. Doch damit nicht genug: Während sich die Jungs an diesem Nachmittag mit dem Deutschen Kickboxmeister beschäftigen, hatte Konrektorin Ute Münster-Ofen für die Mädchen der Albert-Schweitzer ein spezielles Programm organisiert.

Mehrere Organisationen aus Schweinfurt, wie „profamilie“ der „Sozialdienst für katholische Frauen“ oder der Jugendtreff an der Wohnscheibe reden, erläutern oder klären die Mädchen in mehreren Workshops über Gefahren und Möglichkeiten auf. Wenn 140 Mädchen in einer Turnhalle die workshops durchlaufen und nach zwei Stunden immer noch sehr ruhig und konzentriert sind, dann wurden an allen Stationen Themen angesprochen, die für alle wichtig sind. Egal ob Frau Cenk vom „ABBA“ Projekt über die beruflichen Wege und die Aussichten informiert, oder ob die Jugendsozialarbeiterin der Schule, Bernadette Hanglberger, richtige Kommunikationswege und falsch verstandene Gespräche anspricht, die Mädchen hören aufmerksam zu. Auch als Steffi Theiss als Medienpädagogisch informationstechnische Beraterin, kurz MIB, die Mädchen drastisch und authentisch darüber aufklärt, wie gefährlich soziale Netzwerke bei falscher Anwendung sein können, werden manche dann doch sehr hellhörig. Stellenweise war Betroffenheit zu spüren und ausnahmslos Interesse. Besonders Offenheit war den Mädchen garantiert, da sie völlig alleine unter Frauen waren. „Es war zu kurz.“ Und „Können wir das wieder machen?“ waren die häufigsten Stimmen, die zu hören waren. Heidi Wunder von der Gleichstellungsstelle brachte die Veranstaltung „Von Frau zu Frau“ auf den Punkt: Diese Informationen und das Wissen, welche Anlaufstellen es in Schweinfurt für Frauen gibt, sind für alle Mädchen unverzichtbar.